Unternehmerisch ein wenig, politisch - maßgeblich.
Sprit-Kosten
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Was mich an der Spritpreis-Debatte sehr stört, ist die häufig äußerst subjektive Argumentationsführung - wie hier in diesem Thread leider auch.
Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, sich über das Bundeskartellamt über die Lage auf Faktenbasis zu informieren. Hier gibt es die Markttransparenzstelle Kraftstoff (MTS-K)
https://www.bundeskartellamt.d…/mtskraftstoffe_node.htmlDer aktuelle Lagebericht zeigt deutlich, was passiert ist (SEHR lesenwert!!):
Jahresbericht in Grafiken:
https://www.bundeskartellamt.d…_blob=publicationFile&v=5Nur ein kleines Beispiel aus dem aktuellen Bericht:
Preisabstand_Rohoel_Raffinerie.JPG
Kurz zusammengefasst: Seit Kriegsbeginn wurden dem Bericht nach:
- von den Mineralölkonzernen ein massiver "Risikoaufschlag" eingeführt, welcher insbesondere für Diesel hochgehalten wird
- die Aufschläge der Tankstellenbetreiber ebenfalls deutlich erhöht - definitiv über einem normalen prozentualen Effekt
- die Anteile der Steuern nicht verändert, was sich aber aufgrund der prozentualen Berechnung wie eine Steuererhöhung anfühlt (und auch für den Staat sehr lukrativ ist)
Warum ist aber speziell der Diesel so teuer geworden? Die Antwort ist schwierig und beschäftigt mich auch...
- Raffinerien haben ihre Margen auf Diesel deutlich erhöht
- Der Bedarf an Heizöl ist (angeblich) gestiegen
- Es wurde in den vergangenen Jahren 15 % Dieselöl/Heizöl aus Russland importiert
- Grundsätzlich läuft Kriegsmaschinerie mit Diesel und die Lieferkette wird sehr sicher eine gewisse Priorisierung haben. Der Verbrauch z.B. eines T72 liegt bei ca. 300-600 Liter / 100km, und derzeit fährt enorm viel militärisches aktiv Gerät umher (übrigens ohne AdBlue oder sonstiges, was leider auch ein enormen Umwelteinfluss hat)
Zusätzlich trifft uns das Problem, dass der Euro gegenüber dem Dollar um über 16 % an Wert verloren hat. Da Rohöl aber in Dollar gehandelt wird, kommt dieser Effekt nochmals hinzu.
Alles in Allem ist der Hauptgrund also relativ simpel, wie auch frustrierend: Der Markt regelt... Und zwar massiv nach oben.
Der Staat darf hier theoretisch nicht eingreifen und eine Deckelung käme einem Geldgeschenk für die Raffinerien und Ölkonzerne gleich. Das Kartellamt ist machtlos und am Ende bleibt es nur am Kunden, die Nachfrage massiv zu senken... Einzig die Mineralölsteuern anzupassen wäre eine Möglichkeit, was aber in der aktuellen Situation (Finanzierung der Förderungen und Co) sehr schwierig sein dürfte... -
Da gebe ich dir recht, du hast im Detail angefuehrt, was ich so ca. meinte mit "ein wenig" unternehmerische Abzocke.
Der groeszte Klotz haengt fuer mich aber immer noch bei der Politik:
- grundsaetzlich sehr umfangreiche Steuern auf Treibstoff in ohnehin schon steuerlich sehr hoch belasteten Laendern wie D und A (in A sind wir mittlerweile bei fast 60 % Steueranteil auf Sprit)
- durch verfehlte Zinspolitik der EZB, die zu lange Nullzinspolitik und die schnellere Reaktion der FED hat dem Dollar gut geholfen, dies koennte sich aber wieder etwas neutralisieren falls die FED die Zinsen etwas senkt um wieder mehr Geld in den Aktienmarkt zu bekommen, S&P 500, DJ und Nasdaq sind ja derzeit sehr sehr tief, weil viele Investoren in den Dollar gegangen sind. Allerdings gehen aufgrund seiner Staerke derzeit viele internationale Investments in den Dollar, was den Euro zusaetzlich schwaecht.
- umfangreiche aber eher unbedachte Masznahmen gegen Russland (keine Angst ich bin auch gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine). Warum unbedacht, zB kann der Gasmarkt aktuell so erklaert werden. Man kaufte beim Baecker Brot, mag den Baecker aber nicht und laesst es liegen, dann kommt der naechste Kunde, kauft das Brot, welches wir schon gekauft hatten nochmal, um es dann uns wieder zu verkaufen, nur zu einem hoeheren Preis...
- wenig Weitblick hinsichtlich der Beschaffung von Rohstoffen, enge Bindung an Russland, "alle anderen Oelstaaten sind boese", ja sind sie wahrscheinlich, damit muss man halt klarkommen wenn man das Zeug braucht, Diamanten sind auch beliebt und wachsen bekanntlich nicht auf Baeumen.
Es greifen hier einfach so viele Faktoren ineinander, allerdings kann in Teilen der Welt der Sprit auch wesentlich unter einem Euro kosten - trotz unternehmerischer Abzocke und da spreche ich nicht von armen Laendern.
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Der aktuelle Lagebericht zeigt deutlich, was passiert ist (SEHR lesenwert!!):
Da steht nichts drin, was "Otto Normalverbraucher" nicht schon weiß.
Fast schon zynisch das Zitat: "Wir werden nun eine ad hoc Sektoruntersuchung mit klarem Fokus auf die Raffinerie- und Großhandelsebene einleiten."
Viele Grüße
Gerhard
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Da steht nichts drin, was "Otto Normalverbraucher" nicht schon weiß.
Fast schon zynisch das Zitat: "Wir werden nun eine ad hoc Sektoruntersuchung mit klarem Fokus auf die Raffinerie- und Großhandelsebene einleiten."
Viele Grüße
Gerhard
Ich denke das gilt hier und ueberall wo halbwegs gebildetes Publikum sich tummelt, meiner (beruflichen) Erfahrung nach ist der "Otto Normalverbraucher" (dem wir meiner Meinung schon etwas entwachsen sind, nicht aus Arroganz sondern aufgrund von Bildung und Einkommen) in vielen Dingen aber relativ uninformiert. Wirft man mit nur wenigen grundsaetzlichen Fachbegriffen der Wirtschaft umher, steigt der "Normalverbraucher" oft ganz schnell aus dem Gespraech aus. Fragt man den "Normalverbraucher" zB ob er gestern im TV das Wirtschaftsmagazin, die Politsendung oder Bauer sucht Frau gesehen hat, wird die Antwort in der Regel klar sein.
Das ist fuer mich zu einem groszen Teil auch nachvollziehbar, da diese Menschen fuer solche Dinge keinen Kopf haben, wenn sie jeden Monat darauf achten muessen ueber die Runden zu kommen oder das Konto nicht noch mehr in den roten Bereich zu bringen.
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30 Cent/Liter sind schon ein stolzer Aufschlag. Es gibt aber auch noch ehrliche Tankwarts , die den Fahrer entscheiden lassen.
Nebenbei: ist Peschiera (südl. Ende am Gardasee) noch Südtirol ?
Viele Grüße
Gerhard
Gerhard,
Gardasee ist auch "oben" nimmer Südtirol... In Rovino auf den Brenner Richtung A, dann kommt irgendwan das Schild "you're entering now Alto Adige-Sektor"..
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Was mich an der Spritpreis-Debatte sehr stört, ist die häufig äußerst subjektive Argumentationsführung - wie hier in diesem Thread leider auch.
Grundsätzlich gibt es die Möglichkeit, sich über das Bundeskartellamt über die Lage auf Faktenbasis zu informieren. Hier gibt es die Markttransparenzstelle Kraftstoff (MTS-K)
Grundsätzlich passen die "Fakten", aber schon alleine das Wort "Kartellamt" erinnert an den Zahnlosen Säbeltieger...
Wie war das (in D), als der Rabatt kam?
"Nuujaaa, die Tanken haben ja noch den alten, voll besteuerten Sprit in den Tanks, die können den Rabatt nicht gleich weitergeben..." - und das Kartellamt?
Och nee, alls soweit in Ordnung, wir haben tatsächlich (zwei oder drei) Tanken gefunden, in denen der Sprit "schlagartig" um 30ct billiger wurde.Und am Ande das Tankrabatts?
"Jaa nee, Duuhuuu... Der Rabatt lief heute nacht um 0h aus, daher die nun wieder teureren Preise..." Klar, um 0h waren schlagartig alle Tanks leer und wurden um 0:01h mit neuem Sprit gefüllt, nee?
Es ist auch, wie hier (Stefan? Australia?) anmerkten: Solange wir es mit uns machen lassen...?
Der Deutsch (vielleicht auch der Österreicher?) ist halt mal so besch..., das er alles mit sich machen lässt. Und eben zahlt...
Was mir auffiel im Urlaub, sogar GANZ EXTREM:
In D fährt an ner Tanke vorbei und checkst die Preise. Kaufst nur 2 Brötchen beim Bäcker und fährst zum Tanken: Voila, Preis ist anders. Eigentlich dachte ich mal, das genau dieses Kartellamt definiert hat, das mehr als 2 oder 3 Änderungen / Tag nicht mehr OK seien...?In Italien definitiv, in Österreich nur vermutlich, steht ein Preis an der Säule - und zwar von morgens, dem aufschließen, bis abends, dem zumachen. Denn der Saft, der gezapft wird, wurde von EINEM Tanker zu EINEM Preis angeliefert.
An meiner Stammtanke kommt zumeist gegen 18h der Tanker. Also sollte ab 19h der Preis auf DIESE Lieferung angepasst sein. Um 22h ist Schicht im Schacht, aber um 6h kostet der Sprit bis zu 20ct mehr. nach 8h wieder 5ct weniger, um 10:30h erneut weniger, um 12h wieder mehr, um 13h fällt er wieder, um dann ca. 15:30h wieder zu steigen, und um 18h sein maximum zu erreichen.
Der Sprit wurde aber auf EINEN LIEFERSCHEIN angeliefert, und somit zu EINEM Preis abgerechnet.
In Italien stand tagelang derselbe Preis angeschrieben, und in Österreich hatte ich vom Gefühl her dasselbe Erlebnis.
Dieses Auf und Ab ist einfach was, was man dem deutschen Verbraucher nicht zumtet, sondern schlicht ABZOCKT.
Ob aber dahingehend der zahnlose Tieger Kartellamt was machen kann, oder ein Habeck (bzw korrekterweise "die Politik"), oder gar der gemeine Bürger.... allesamt No Chance.
Vermutlich müsste hierzu erst der Weg über das Bundesverfassungsgericht eingeschlagen werden, aber wenn selbst das Kartellamt "keinen detailierten EInblick" bekommt, wer sollte es dann bekommen? Die Spritkonzerne können sich Geschwader der teuersten Anwälte leisten, zur Zeit sowieso, wer sollte da durchkommen?
Ich vergleiche diese "deutsche Abzocke" einfach mit vielem, mein bestes Beispiel sind die SMS-Preise. Vor Jahren war ich viel in A unterwegs, und hörte immer wieder Werbung von A-1 bzw Telekom: SMS 9ct.
Zu genau derselben Zeit boten T-Kom D und Vodafone in Deutschland nahezu identische Monatstarife an, mit SMS-Spitzenpreisen von 18,9ct.
Derselbe Anbieter, derselbe technische Aufwand, aber der Alpenbewohner zahlte die Hälfte der dummen Deutschen. In Bella Italy waren die Mobilfunkpreise zu der Zeit noch viel mehr unterirdisch, da die Italiener einfach keine 30, 40 oder 50€/mtl zahlten. Aber bei uns wurde es verlangt. UND BEZAHLT, und genau DAS ist ja das schlimme daran.Am deutschen Michel soll die Welt genesen, nicht wahr? Der deutsche Michel nimmt alles hin, wehrt sich nicht, zahlt brav die Zeche, und gut is...
Mir als deutscher Michel fällt aber auch nix sinnvolleres ein, als "mitzumachen", denn woher sonst sollte ich meinen Sprit bekommen? Meinen Telefontarif? Mein ich-weiß-nicht-was?
Also, als Erfahrung zum Spritpreis direkt noch (2te Sept.-Woche):
Österreich: BP-Station nahe Fernpaß 1,87€ Diesel
Italien (Ankunft): 1,83....1,89€ Diesel, je nach Marke
Italien (Heimfahrt): 1,87...1,91 Diesel je nach Marke
Österreich, bei Imst (Fernpaßroute): 1,89€ (irgendwas gelbes war es wohl)
Östereich, BP nahe Fernpaß 1,91€ Diesel
Deutschland (Bayern, da auch regionale Unterschiede: zwischen Kempten und Biberach): 2,21€ BP oder Shell, weiß nimmer so genau
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Kurz dazu:
In Oesterreich gilt folgende Regelung noch bis Ende 2022, danach werden wir weitersehen:
Eine Preiserhoehung ist 1x am Tag um 12:00 Uhr erlaubt, eine Preissenkung beliebig oft.
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In Österreich zahlt man ab sofort (1.10.2022) auch ein paar Cent pro Liter mehr, da sich die Politiker mal wieder was tolles zur Erhöhung/Einführung von Steuern einfallen haben lassen, dies auch noch mit Stufensystem für die kommenden Jahre
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In Österreich zahlt man ab sofort (1.10.2022) auch ein paar Cent pro Liter mehr, da sich die Politiker mal wieder was tolles zur Erhöhung/Einführung von Steuern einfallen haben lassen, dies auch noch mit Stufensystem für die kommenden Jahre
Ja ganz toll, der Individualverkehr trägt mit 1% zum Gesamtschadstoffausstoß bei, wird aber massiv abgestraft.