BMW 530e LCI G31: Sporadisch und urplötzlich schwache Bremswirkung in Alltags-Situationen

  • Hallo zusammen,


    bei meinem BMW 530e LCI G31, Bj. 12/2023, knapp 10 tkm gibt es beim Bremsverhalten sporadisch und völlig unerwartet Probleme, die mittlerweile sogar zu einem Auffahrunfall geführt haben.


    Das Fahrzeug fährt sich ansonsten super und effizient (5,5 l/100 km Super E5 trotz streckenbedingtem geringen E-Anteil von etwa 8%). Bis jetzt gab es drei Vorkommnisse, alle im niedrigen Tempobereich, tausendfach gewohnte Fahr-/Bremssituation, aber dann urplötzlich massiv nachlassende Bremswirkung, erforderliche Vollbremsung mit ruckelndem ABS bis der Wagen zum Stehen kommt.


    Fall 1: Anfahrt an innerörtlichen Kreisverkehr, 30er Zone (ich halte mich immer dran - echt jetzt), vorfahrtberechtigtes Fahrzeug im Kreisverkehr naht, sanftes Anbremsen wie immer in solcher Situation, stelle fest, das reicht nicht, stärkeres Bremsen, verzögert trotzdem unerwartet schlecht, Vollbremsung mit rubbelndem ABS, haarscharf zum Stehen gekommen. Trockene Straße, Temperatur zwischen 5 und 15 Grad C, trockene Witterung.


    Fall 2: Anfahrt an innerörtliche Lichtzeichenanlage, 50er Zone, bekanntermaßen immer Rückstau, daher langsamer unterwegs, gleiches Bremsverhalten wie in Fall 1.


    Fall 3: Stop-and-go auf der Autobahn, etwas mehr Fahrt möglich, ca. 50 km/h, dann rote Bremsleuchten voraus, wegen ausreichendem Abstand sanftes Anbremsen, der Rest wie in Fall 1 und 2, allerdings Auffahrt auf vorderes Fahrzeug mit 5 km/h laut Kollisionlog.


    Konsequenz für Nicht-Lebensmüde: Abschleppen in die nächste BMW-Werkstatt. Die sucht (angeblich) in Absprache mit der BMW AG schon seit über einem Monat und findet (angeblich) nichts.


    Der Kundenservice entschuldigt sich zig Male, verweigert aber eine schriftliche Auskunft über Steuergerätauslesung, technische Analysen und Maßnahmen, schreibt nun, dass kein Defekt gefunden wurde. Dennoch wird eine Bestätigung der Fahrtauglichkeit des Fahrzeugs verweigert. Trotz meinem wiederholten Angebot, die Umstände zu den jeweiligen Fahrsituationen zu schildern, gab es keine einzige Anfrage durch einen Techniker. Da BMW naturgegeben befangen ist, besteht dort wegen potenzieller Herstellerhaftung wohl kein Interesse an anderweitiger Aufklärung, noch dazu wenn die Fallzahlen gering sind und andere Argumente wie Fahrerfehler authentischer erscheinen.


    Zwischen den Vorkommnissen liegen Monate und tausende Kilometer. Sie traten sporadisch und unvermittelt in alltäglichen Situationen auf, in denen sich das Fahrzeug ansonsten erwartungsgemäß verhält, was die Ursachenermittlung nicht einfacher macht. In den Wagen kriegt mich erst mal keiner mehr rein. Bin daher in Foren unterwegs, um Ursachen und geeignete Lösungen zu recherchieren. Hoffentlich müssen nicht noch Menschen sterben...


    Habt Ihr ein ähnliches/gleiches Problem? Und Hinweise zur Abhilfe?


    Besten Dank vorab und Euch allzeit gute und unfallfreie Fahrt!









  • Ich bin neben meinem 530d G30 (2021) und zwei MINI Cooper (S) leidenschaftlicher Motorradfahrer (aktuell auf einer BMW M 1000 XR) und hatte vor mehr als 15 Jahren eine zumindest artverwandte Situation mit einer damaligen BMW K 1200 S. Dieses Teil hatte einen (damals wie heute für Motorräder unüblichen) elektronischen Bremskraftverstärker, der bei wiederholten(!) Bremsungen wegen Spannungsabfall im Bordnetz komplett ausfiel - mit entsprechend überraschendem Effekt bei der Bremswirkung (an der rechten Hand). Ich konnte damals mehrmals Unfälle gerade noch vermeiden / ohne Bremskraftverstärker mühsamst zum Stehen kommen. BMW war damals so ratlos (diese Situation ging durch die Fachpresse), dass sie Fahrern und z.B. dem ADAC bei Fahrsicherheitstrainings die ernstgemeinte(!) Handlungsanweisung gaben, nicht mehr als max. 10 Vollbremsungen hintereinander zu machen.......
    Ich habe das Teil dann schleunigst gegen eine BMW HP2 Sport eingetauscht (war auch nix - rein für die Rennstrecke konzipiert mit thermischen Problemen des luftgekühlten Boxers bei straßenüblichen Geschwindigkeiten) und bin 1 Jahr später auf eine damals brandneue S 1000 RR gewechselt, die ich geschlagene 14 Jahre behalten habe - so klasse war die).

  • BL_Weiden: Vielen Dank für Deinen Beitrag.


    Fatal in meinem Fall ist, dass dieses Bremsversagen zumindest nach jetziger Erkenntnis nicht reproduzierbar ist und zeitlich so selten auftritt, aber dann umso überraschender.


    Dass sich bei den üblichen Tests (ein paar Runden um den Block fahren) nichts herausfinden lässt, kann man BMW nicht anlasten. Von BMW hätte ich dann aber auch aufgrund der Brisanz erwartet, dass wenigstens vorsorglich/auf Verdacht relevante Komponenten getauscht werden. Na ja, das würde halt was kosten...


    Stutzig macht mich, dass BMW auch auf Drängen gar keine Infos rausrückt und sich keiner aus der Technik mit mir unterhalten möchte. Hat da jemand etwas zu verbergen?...


    Weiterhin viel Spaß mit Deinen Fahrzeugen und beste Grüße

  • Alle Vorfälle traten bei geringen Geschwindigkeiten auf. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Problem spezifisch mit dem Bremsverhalten bei niedrigen Geschwindigkeiten zusammenhängt, möglicherweise in Verbindung mit der elektronischen Bremsunterstützung oder der Regenerativbremse (insbesondere bei einem Hybridfahrzeug). Welche Komponenten ich überprüfen würde:


    -Fehler in der Regenerativbremse: Bei Hybridfahrzeugen kann die Regenerativbremse manchmal unerwartete Bremsverhaltensweisen verursachen, besonders wenn es zu einer Fehlfunktion kommt, die nicht konstant ist.

    -Elektronische Bremsunterstützungs-Systeme (z.B. ABS, ESP, Bremsassistent): Intermittierende Fehler in diesen Systemen können zu unerwartetem Bremsverhalten führen, insbesondere in Situationen, in denen das System aktiviert wird.

    -Sensorfehler: Falsch kalibrierte oder defekte Sensoren (z.B. Geschwindigkeits-, Beschleunigungs- oder Bremsdrucksensoren) können die elektronischen Systeme des Fahrzeugs irreführen, was zu unerwartetem Verhalten führt.

    -Seltener: Software-Probleme, aktualisierungsbedarf oder spezifische Software-Fehler könnten ebenfalls ein Rolle spielen, insbesondere wenn es um die Interaktion zwischen verschiedenen Systemen (z.B. Bremsen, Antrieb, Elektronik) geht.


    Empfehlung noch am Rand:

    -Wechsel in die höhere Instanz: Wenn mit dem Kundenservice keine zufriedenstellende Lösung erreichbar ist, könnte ein Schritt zur nächsthöheren Stufe innerhalb von BMW (oder gar extern, z.B. Verbraucherschutzorganisationen) notwendig sein.

    -Unabhängige Diagnose: Wenn möglich, könnte eine unabhängige Werkstatt oder ein spezialisierter Diagnoseservice eingeschaltet werden, um eine zweite Meinung einzuholen.

    -Dokumentation: Halte alle Kommunikationen, Reparaturversuche und Vorfälle schriftlich fest. Dies kann bei weiteren Schritten hilfreich sein.



    BMW G30 530d xdrive (2017)

    Start/Stopp: Off

    DisplayKey

  • Hallo Maschinen-Chirurg, und vielen Dank für die konstruktiven Hinweise.


    (System-)technisch gesehen befindet sich das Fahrzeug in einem bestimmten Zustand und wechselt dann in einen anderen Zustand oder eben nicht. Ein "unglückliches" Zusammenwirken mehrerer, voneinander abhängiger Komponenten würde ich auch nicht ausschließen. In der MSR-Technik (nicht nur dort) finden Zustandsübergänge üblicherweise anhand einer Zwei- oder Mehrpunkt-Regelung statt, sonst gibt es bei kleinen Schwankungen um einen Schwellenwert ein chaotisches "Flimmern" oder "Stottern" zwischen zwei Systemzuständen. Vielleicht hat hier das System "Auto" bzw. "Bremse" Interpretationsprobleme. Nur warum? Schon die ganze Zeit versuche ich zu ermitteln, welche Rahmenbedingungen den geschilderten Vorkommnissen gemein sind, um deren Reproduzierbarkeit zu erreichen... der Niedrigtempobereich könnte allerdings schon eine Sondersituation für das System darstellen (zu schwach zum Leben, zu stark zum Sterben) - in Grenzbereichen funktionieren Systeme erwiesenermaßen nicht immer erwartungs-/wunschgemäß.


    Schon ein "einfaches" Leitungs-/Kontaktprellen oder ein temperaturabhängiger Kontakt/Kurzschluss (Ausdehnung usw.) bei einem Sensor kann da reinhauen. Dann gibt es noch Bauteil-Toleranzen, die können sich auch addieren/multiplizieren, und und und. Vielleicht ist ein beherzter Pedaltritt für die beteiligten Systeme eindeutiger zu interpretieren als das "Streicheln" der Bremse um einen Sensor-Schwellenwert. Aber es ging ja tausende Male gut, denn wie gesagt: keine abweichende Ausgangssituation bei den drei Vorfällen.


    Von daher stimme ich Deinen Überlegungen uneingeschränkt zu. Aber wie schon gesagt: BMW interessiert sich ja gar nicht für Hinweise, Ideen, Schilderungen... sollte man da keine Absicht vermuten?


    Zustimmung auch zu Deinen "Rand-Empfehlungen":


    Angeblich hat BMW intern bereits eskaliert. Eigentlich egal, ob das stimmt... das Ergebnis zählt (und überzeugt den wortumschmeichelten Kunden noch immer nicht, hmpf).


    Eine unabhängige Untersuchung sehe ich mittlerweile als unabdingbar an.


    Hinsichtlich der Dokumentation macht BMW für sich alles richtig: keine Infos an den Kunden rausrücken, schon gar nicht schriftlich. Meine eigene Beweissicherung läuft dennoch von Anfang an mit... und registriert, dass sich "der andere" auch mal widerspricht...


    Ich halte das Forum auf dem Laufenden...


    Besten Dank nochmals für Deine Ideen, die ich versuche einzubringen, und viele Grüße


    P.S.: Daumen hoch zum "Start/Stop: off" in Deiner Fußnote. Geht beim Hybrid leider nicht und belastet das Material in sehr vielen Situationen deutlich mehr als es beim Spritsparen hilft. Wem mag das nur nützen?... Ich schalte deshalb stets manuell zwischen E-Antrieb und Verbrenner um (in vernünftiger Taktung).